Karl-Marx-Allee



Die Karl-Marx-Allee als Vorzeigeboulevard:

In Friedrichshain erstreckt sich das längste zusammenhängende Baudenkmal Deutschlands, die im sowjetischen Zuckerbäckerstil mit klassizistischen Anleihen
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Laubenganghaus
errichtete Karl-Marx-Allee. Vielen Leuten ist diese Straße besser bekannt unter dem Namen Stalinallee, den sie am 21. Dezember 1949 anläßlich des 70. Geburtstages des sowjetischen Machthabers erhielt. Die Geschichte der Allee als Denkmals begann 1945 mit der Zerstörung großer Teile der damaligen Bebauung durch Bombenangriffe und Kämpfe mit den vorrückenden Truppen der Roten Armee. Nach Plänen von Hans Scharoun wurde nach der Enttrümmerung 1949 mit der Errichtung einer Wohnzelle in aufgelockerter Bauweise begonnen. Es war ein modernes Wohngebiet mit vielen begrünten Freiräumen im Stile einer Stadtrandsiedlung vorgesehen. Ein Beispiel dafür bildet das zwischen Weberwiese und Allee im Bauhausstil erbaute Laubenganghaus, aber auch die Hinterlandbebauung von der Weberwiese
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Hochhaus an der Weberwiese
in Richtung Warschauer Straße. Der DDR-Führung mißfiel jedoch zunehmend die ihrer Meinung nach verniedlichende und primitive Bebauung. Bereits 1950 gab es eine grundsätzliche Umorientierung hin zu einer einheitlichen, mehrgeschossigen und verdichteten Bauweise. Nach den neuen Grundsätzen entstand bis 1952 das Hochhaus an der Weberwiese, welches mit seinen neun Etagen und 35 Metern Höhe ein zur damaligen Zeit einzigartiges Bauwerk in Berlin war. Der Stilwechsel zu einer repräsentativeren Gebäudegestaltung setzte sich nun in der damaligen
Stalinallee fort. Denn im Februar 1952 wurde mit der Grundsteinlegung die Errichtung des eigentlichen Vorzeigeboulevards begonnen. Dabei entstanden nach den Plänen von Hermann Henselmann großzügig geschnittene Wohnungen mit
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Frankfurter Tor
gefliestem Bad, Fernheizung und Warmwasserversorgung. Zum Komfort gehörten aber auch Fahrstühle und Müllschlucker. Während der Bauzeit erhöhte die DDR-Regierung am 1. Juni 1953 administrativ die Arbeitsnormen um 10%. Die Baustellen der Stalinallee sollten bei den Normsteigerungen eine Vorbildfunktion erfüllen. Aufgrund massiver Proteste mußten die Beschlüsse bereits am 9. Juni zurückgenommen werden, was aber die Protestwelle nicht mehr stoppen konnte. So kam es auch wegen der schlechten Versorgungslage am 16. Juni 1953 zu Arbeitsniederlegungen und Demonstrationen der Bauarbeiter in der Stalinallee. Begleitet wurden die Proteste durch Streikaufrufe von Medien aus dem Westteil Berlins. Daraus entwickelte sich am Folgetag im Ostteil Berlins und der DDR der bekannte Arbeiteraufstand,
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Karl-Marx-Allee
welcher erst durch den Aufmarsch von Panzern der Roten Armee niedergeschlagen werden konnte. Als Abschluß der Baumaßnahmen wurden am Frankfurter Tor zwischen 1957 und 1960 die Gebäude mit den zwei markanten Türmen errichtet. Die Vorlage für die Turmgestaltung gaben die beiden Dome vom Berliner Gendarmenmarkt. In Richtung Alexanderplatz schließt der Strausberger Platz mit seinem 1967 eingeweihten Springbrunnen das Bauensemble ab. Nach dem Mauerbau wurde am 13. November 1961 der Name Stalinallee durch den Namen Karl-Marx-Allee ersetzt. Bis 1989 bestimmten jeweils zum Jahrestag der DDR-Gründung am 7. Oktober über den Asphalt rasselnde Panzer und Militärparaden das Bild dieser Straße. Zu den großen Maidemonstrationen hatte dann die Bevölkerung die Aufgabe an der
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Filmtheater Kosmos
DDR-Führung vorbeizuziehen. Das vielfältige Angebot der Allee mit seinen gastronomischen Einrichtungen wurde im Jahre 1962 durch das neueröffnete
Filmtheater Kosmos als modernstes Kino der DDR ergänzt. Bei seinem Umbau zum Multiplex-Kino im Jahre 1996 blieb der große Kinosaal erhalten, und es wurden neun kleinere Säle ringsherum gebaut. Aus Gründen des Denkmalschutzes wurden die kleinen Säle unter die Erde verlagert. Ab 1995 wurde die seit 1990 unter Denkmalschutz stehende Karl-Marx-Allee saniert. Eine lebendige Allee scheitert im Moment an den vielen leerstehenden Ladengeschäften. Rund um das Kino Kosmos auf der Nordseite sollen vor allem gastronomische Einrichtungen für mehr Leben sorgen. Auf der Südseite der Allee soll der Einzelhandel den Schwerpunkt bilden.
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Strausberger Platz
Erforderliche Veränderungen sind aufgrund denkmalschützerischer Gesichtspunkte nur eingeschränkt und behutsam möglich. Ein Anfang 1999 gegründeter
Förderverein soll den gewünschten Branchenmix in der Allee mit Leben füllen. Ergebnisse des Vereins sind beispielsweise neu angelegte Parktaschen für Autofahrer, um die schlechte Parkplatzsituation zu verbessern. Im Café Sibylle, das seit 1997 leer stand, bietet der Verein seit 2001 ein Informations- und Kommunikationszentrum mit Café-Betrieb. Das Café unweit der Karl-Marx-Buchhandlung soll ein Treffpunkt für Touristen, Gewerbetreibende und Anwohner sein. Eine ständige Ausstellung gibt Auskunft über die Geschichte und Gegenwart der Karl-Marx-Allee.


Friedrichshain
   Überblick über den Stadtteil Friedrichshain



Verkehrsverbindungen:
U-Bahn U5 (Strausberger Platz und  Frankfurter Tor)
U-Bahn U5 (Weberwiese)
Tram M10, 21 (U-Bhf. Frankfurter Tor)
Bus 240 (U-Bhf. Strausberger Platz)
Bus 347 (U-Bhf. Weberwiese)



René Mühmer 2005
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